
„Der Tanz des Atems mit dem Körper“
Meine Stunden sind inspiriert vom traditionellen Ashtanga Vinyasa Yoga, das nicht zu Unrecht als „Königs-Disziplin“ des Yoga gilt. Es ist ein altes, indisches Hatha Yoga – System (und der Ursprung aller modernen Yoga-Richtungen), bei dem die Asanas in festen, aufeinander aufbauenden Übungsserien (insgesamt 6) mit steigendem Schwierigkeitsgrad, geübt werden. Kennzeichnend für den Ashtanga Yoga ist eine tiefe, bewusste Atmung (Ujjayi-Atmung), die die Bewegungen miteinander verbindet und synchronisiert, was zu einem hohen Maß an Präsenz führt. Körper und Geist finden so zueinander in eine harmonische Balance.
Dieser intelligent ausgeklügelte Yoga- Stil, der auf T. Krishnamacharya (1888-1989) zurückzuführen ist, wurde später von seinem Schüler Sri. K. Pattabhi Jois (1915-2009), weiterentwickelt, popularisiert und in den Westen gebracht, und wird bis heute weitestgehend unverändert in dieser Form praktiziert.
Ashtanga Yoga ist ungemein kraftvoll, dynamisch und fordernd, und kann verstanden werden als eine vom Atem getragene, bewegte Meditation. Hier stehen vor allem Kraft, Ausdauer, Disziplin und Durchhaltevermögen im Vordergrund, was der westlichen Meinung über Yoga sicherlich entgegengesetzt steht.
Durch Yoga den Körper „entknoten“
Durch das Zusammenspiel von intensiver Atmung, schweißtreibender Bewegung und Aktivierung unserer „Bandhas“ (muskuläre Energieverschlüsse) wird während deiner Yoga-Praxis ein starkes inneres Feuer („Agni“) entfacht, dessen Hitze reinigende und entgiftende Wirkungen in deinem Körper in Gang setzt. Auch kann durch regelmäßiges Üben „Prana“ (deine Lebensenergie) aktiviert werden. So, wie unser Blut durch unsere Adern fließt, hat Prana seine ganz eigenen Bahnen, durch die es deinen Körper durchdringt: die „Nadis“ (das Äquivalent zu den Meridianen). Entlang dieser Nadis können Hindernisse, „Granthis“ (emotionale Knoten), den freien Fluss von Prana behindern, wodurch es zu körperlichen wie auch mentalen Beschwerden kommen kann (Energieblockaden). Durch geduldiges und beharrliches Üben jedoch wird im Verständnis von Yoga mithilfe der Bandhas das aktivierte Prana in das Netzwerk der Nadis gelenkt und damit der Fluss der feinstofflichen Energien angeregt. Ziel ist es, unsere inneren emotionalen Blockaden/Knoten zu lösen, so dass Prana schließlich wieder ungehindert durch unseren Körper fließen kann. Durch eine kontinuierliche Yoga-Praxis wirst du somit eine neu gewonnene Leichtigkeit erleben, und Heilungsprozesse werden auf allen Ebenen in Gang gesetzt.
Warm-up
Eingeleitet wird jede Yogastunde mit den Sonnengrüßen (Surya Namaskara A und B), um unseren Körper optimal auf die nachfolgende Yogapraxis vorzubereiten: dein Körper wird aufgewärmt und gedehnt, dein Herz-Kreislauf-System kommt in Schwung. Kraft, Flexibilität und Ausdauer werden gefördert. Das Sonnengebet belebt und energetisiert, Steifheit und Trägheit werden aus deinem Körper vertrieben.
Asanas
Nachdem unsere Muskeln aufgewärmt sind und unser Geist klar und fokussiert ist, beginnt die eigentliche Yogapraxis mit ihren Asanas (Körperhaltungen). Viele Asanas wurden von den natürlichen Bewegungen und Haltungen der Tiere abgeleitet und tragen deshalb Tiernamen. Sie werden eingeteilt in Haltungsgruppen wie: Standhaltungen, Sitzhaltungen, Rück- und Vorbeugen, Umkehrhaltungen, Drehhaltungen (Twists) und die Gleichgewichtshaltungen. Und natürlich hat jede Haltungsgruppe eine unterschiedliche Wirkung auf deinen Körper und auch Geist.
Ujjayi-Atmung
Als charakteristisches Merkmal einer Ashtanga-Yoga-Praxis werden die Asanas für 5 tiefe Atemzüge mit der Ujjayi-Atmung (der siegreiche Atem) gehalten. Dadurch erst können die Asanas ihre positiven Wirkungen vollständig entfalten. Das tiefe Atmen erzeugt ein Wärmegefühl im Körper, sodass deine Muskeln effektiver gedehnt werden können. Und es bringt auch großen mentalen Nutzen: die sanften Laute wirken beruhigend, sie geben deiner Praxis einen gleichmäßigen Rhythmus und den nötigen Fokus, um deine Konzentration nach innen zu lenken und einen meditativen Zustand zu erreichen. Dieser gleichmäßige Fluss der Ujjayi- Atmung macht deine Praxis erst zu einer Yogastunde; ansonsten würde das Ganze eher einer Gymnastik-Stunde ähneln.
Drishtis
Auch gibt es im Ashtanga Yoga für jedes Asana ein vorgegebenes Drishti (Blickrichtung), wie z.B. deine Hand oder deine Nase. Es ist ein wundervolles Werkzeug, um deinen Geist auf eine Stelle zu fokussieren und einer potenziellen Ablenkung deines Sehsinns vorzubeugen. Dadurch wird deine Aufmerksamkeit mehr und mehr nach innen gelenkt. Auch verhelfen uns Drishtis zu mehr Balance und einer gesunden Ausrichtung der Halswirbelsäule.

Abschließende Entspannung
Am Ende jeder Stunde sorgt Shavasana, was so viel wie „Leichenhaltung“ bedeutet, für deine wohlverdiente Entspannung. Hier darfst du deinen Körper als einen Ort der Ruhe und Kraft erfahren. In entspannter Rückenlage mit geschlossenen Augen kann die vorausgegangene Yogastunde körperlich und geistig nachwirken. Jetzt kann sich die Energie (Prana), die durch deine Yogapraxis aktiviert wurde, in deinem Körper verteilen. Diese Tiefenentspannung dient dem Loslassen körperlicher und mentaler Spannungen. Stresshormone werden abgebaut, dein Körper regeneriert sich, geistige Stärke und Ruhe werden wiederhergestellt. Dies führt zu tiefem, innerem Frieden.